Wow, bereits der Opener überzeugt mich. Wollte ich doch mit Vorurteilen beladen noch vor dem Hören der neuen Platte des Osnabrücker Vierers, meiner Sache völlig sicher, behaupten, dass mich DUESENJAEGER nicht mehr so zu begeistern wissen, wie sie es noch mit ihren zwei ersten 7"-Platten zu tun vermochten.
Verloren geglaubt hatte ich die ungestüme Art, mit der sie damals zu Werke gingen. Doch weit gefehlt ... Erneut und zielsicher wie eh und je textet Herr Neumann gerade kryptisch genug, um eigenen Interpretationen in seinen Texten Luft zu lassen und in der hohen Kunst der Wortmalerei ist er mir seit je her einer der Liebsten seiner Zunft.
Reime, die Hooklines par excellence ermöglichen und die zweistimmigen Passagen erst so richtig in das Ohr des Zuhörers kriechen lassen, finden sich zu Hauf, ebenso wie resigniert und wütend klingende Sprechgesangeinlagen.
Der überwiegend im Midtempo gereichte Punkrock kommt sehr pointiert daher und das perfekte Zusammenspiel der Instrumente füllt die Löcher, in denen Fragen nach fehlendem Ideenreichtum liegen könnten.
Der MUFF POTTER-Vergleich hinkt meiner Ansicht nach ein wenig, auch wenn sich natürlich hier und da Parallelen, vor allem in der Gitarrenarbeit, ausmachen lassen. Was einen aber nicht weiter verwundern muss, bewegen (oder bewegten?) sich beide Bands doch im gleichen Genre: deutschsprachiger Punkrock mit Herz und Verstand und mit Knüppel aus dem rhetorischen Sack, statt in der mit Parolen verschmierten Tasche.
Auch DUESENJAEGER, Hand in Hand mit PASCOW, TURBOSTAAT, DIE ROTE SUZUKI, BOXHAMSTERS, GRAF ZAHL, TREND und vielen anderen mehr, werden weiterhin dafür sorgen, dass deutscher Punk bei eingehenderer Betrachtung weitaus besser und vor allem anspruchsvoller ist als sein gemeinhin schlechter Ruf.
Eine wundervolle, sehr homogene Platte, die den Anspruch hat, kein Geschwafel oder gar Besserwissereien aufzunötigen, sondern Veränderungen und Beobachtungen aus dem eigenen Leben und dem Leben derer, die einen umgeben, heraus zu schreien, festzustellen oder auch einfach mal in den Raum zu werfen.
Immer in der Hoffnung, dass es jemanden gibt, der bereitwillig zuhört, sich in den Kontext der einzelnen Lieder hinein zu fühlen gewillt ist oder sie einfach nur mag und sich gerne anhört.